Schanze trägt jetzt den Ehrennamen "Reinhard Heß" - Quelle: Insuedthueringen.de
Reinhard Heß - dieser Name steht für geniale Erfolge der deutschen Skiadler. Seit Samstag trägt die Schanzenanlage in Lauscha seinen Namen. Zur Schanzenwidmung waren viele seiner alten Weggefährten gekommen.
Eine Ehrentafel mit dem Konterfei des Erfolgstrainers und Informationen zu seinem Leben wurde von Regina Heß und Andrea Heßler, Vorstand des WSV 08 Lauscha enthüllt. Fotos: proofpic.de » zu den BildernLauscha - Regina Heß hat den Blick Richtung Schanzen gerichtet. Genau dort hin, wo ihr verstorbener Mann seine ersten Erfolge als Skispringer feiern konnte. Dass genau diese Anlage nun seinen Namen tragen soll, das bereitet ihr ein schönes Gefühl. Mitgebracht hat sie Tochter Tina, Schwiegersohn Steffen und Enkelin Nelly.
73 Jahre alt wäre Reinhard Heß heute. Er könnte mit seiner Frau in diesem Jahr die Goldene Hochzeit feiern. Doch vor zehn Jahren ist der beliebte Sportler, Trainer, Familienvater und gebürtige Lauschaer seinem Krebsleiden erlegen. Trotzdem ist er nach wie vor in aller Munde - weil er mit seiner unverwechselbaren Art Talente zu Weltmeistern und Olympiasiegern geformt hat.
Gitarre hervor geholt
Einer, der Reinhard Heß von Jugend an kannte, ist Gerd Roß: "Ich erinnere mich noch gerne an unsere gemeinsame Zeit im SC Motor Zella-Mehlis. Von 1964 bis 1967 waren wir Zimmernachbarn im Springerhaus. Neben einem professionellen Training gab es verschiedene Anlässe, bei denen er seine Gitarre holte und wir mit geölten Stimmen unsere alten Lieder gesungen haben".
Aufgewachsen ist Reinhard Heß in Lauscha. Seine Eltern waren Glasbläser. Im Jahr 1956 wurde er Mitglied der BSG Chemie Lauscha, Sektion Ski. Sein großes Vorbild war Helmut Recknagel. Mit 15 Jahren verließ er seinen Heimatort, um die Kinder- und Jugendsportschule in Zella-Mehlis zu besuchen, die er 1964 mit einem "Einser-Abitur" abschloss.
Ein Rückenleiden machte dem Lauschaer einen Strich durch die Rechnung. Um dem Sport dennoch verbunden bleiben zu können, absolvierte er ein Studium an der Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK). Danach arbeitete er als Sportlehrer an der KJS und später als Cheftrainer des SC Motor Zella-Mehlis.
1988 wurde er zum Cheftrainer Skisprung berufen. Bereits in seiner ersten Saison holte er als Trainer bei den Weltmeisterschaften im finnischen Lahti mit Jens Weißflog Gold und Silber. Nach der Wende wurde er vom Deutschen Skiverband übernommen und wurde verantwortlicher Trainer des B-Kaders. Als die Weltmeisterschaft 1993 in Falun für die deutschen Skispringer zum Debakel wurde, ernannte man Reinhard Heß zum Cheftrainer Skisprung-Nationalmannschaft der BRD.
Während seiner Trainerzeit entwickelte sich das Skispringen auf Grund der Erfolge der deutschen Sportler zu der in den Medien bedeutsamsten Wintersportart. "Er gewann mit den von ihm betreuten Springern 21 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Winterspielen, machte Jens Weißflog und Dieter Thoma zu Olympiasiegern, formte Martin Schmitt und Sven Hannawald zu Stars, bescherte der Randsportart einen Boom und dem deutschen Skiverband einen millionenschweren Fernsehvertrag", erinnert sich Gerd Roß an die Erfolge seines Freundes. "Der Gewinn aller vier Springen einer Vierschanzentournee durch Sven Hannawald im Winter 2001/2002 war der Höhepunkt der Trainerlaufbahn von Reinhard Heß. Und seine Verbeugung im Auslauf von Bischofshofen ist bis heute legendär."
Die Erinnerungen daran haben sich in die Köpfe der Skisport-Fangemeinde tief eingebrannt. Mindestens genauso sehr wie sein Abschied. Nach der Weltmeisterschaft 2003 in Predazzo, dem ersten wichtigen Wettkampf ohne Medaillen-Erfolg während seiner Trainerzeit, musste er zurücktreten.
Der Mann mit der Fahne
Danach übernahm er ein Amt im Deutschen Skiverband als übergeordneter Trainer. Manch einer mag sich sogar noch an seine Auftritte als Co-Kommentator der ARD erinnern.
In Erinnerung geblieben ist Reinhard Heß als der "Goldschmied" oder "der Mann mit der Fahne".
Anfang 2006 erkrankte Reinhard Heß an Krebs. Heiligabend 2007 verstarb er im Kreis seiner Familie. "Der Skisprung-Bundestrainer Reinhard Heß, ein Mann, so stark wie ein Baum und manchmal so stur wie ein Fels, wurde nur 62 Jahre alt. Durch seinen Tod verlor der deutsche Skisport eine Institution, einen der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten", sagt Gerd Roß.
So stur wie ein Fels
Viele ehemalige Wegbegleiter haben die Schanzenweihe zum Anlass genommen, vor Reinhard Heß noch einmal den Hut zu ziehen. Zu ihnen gehört Peter Lesser, der zwei Mal Weltrekord im Skifliegen schaffte. Oder Weltmeister Manfred Wolf, Weltcupsieger Jochen Danneberg, Horst Queck als Schanzenrekord-Springer, Bernd und Jürgen Eckstein, Andre Kiesewetter, Clemens Walther und, und, und.
Für Regina Heß ist die Schanzen-Widmung etwas Besonderes. Nach wie vor hält die Wahl-Suhlerin den Draht zur Skispringer-Gemeinde. Regelmäßig fährt sie zu Wettkämpfen der Skiadler. Ende vergangenen Jahres war sie nach Lauscha gekommen, um all die Stellen aufzusuchen, an denen sie mit ihrem Mann war. Auch an der Stelle, an der einst sein Elternhaus stand. Ab sofort hat sie noch einen guten Grund mehr, immer mal wieder in Lauscha vorbeizuschauen. Denn am Fuße der Schanzenanlage steht seit Samstag eine Tafel mit dem Konterfei ihres Mannes.
Eine Turnhalle in Suhl trägt seit 2010 den Namen Reinhard Heß. An der Goetheschule in Lauscha wurde im vergangenen Jahr eine Erinnerungstafel an den berühmten Sohn der Stadt angebracht.